„Fürchte nicht die Veränderung, fürchte den Stillstand!“ sagte der einstige Philosoph Laotse im 6. Jh. V. Christus. Das wird hier in Neuenmarkt keineswegs gemacht, denn dieser Gottesdienst ist, wie ich im letzten Monat erfahren konnte und schon oft aus Erzählungen gehört hab, nicht „normal“ wie die Altbacken- Gottesdienste jeden Sonntag. Hier ist Bewegung und hier ist Moderne und das ist Klasse.
Ich möchte meine Predigt mit einer kleinen Geschichte anfangen, zu der Ihr gerne Eure Augen zumachen dürft – aber nicht einschlafen!
Es war einmal ein weiser Mann. In seinem Leben hatte er nicht viele Besitztümer. Im hohen Alter war er alleine, denn seine Frau war verstorben und seine Kinder sind in die weite Welt gezogen. Trotzdem wachte er jeden Morgen mit einem Lächeln im Gesicht auf und schlief mit einem Lächeln wieder ein. Seine Zufriedenheit beeindruckte die Leute so sehr, dass sie ihn fragten, was ihm denn solche Freude bereitete.
Da lächelte er noch mehr, denn er freute sich, dass er sein Geheimnis weitergeben durfte.
„Jeden Morgen“, begann er, „nehme ich eine Handvoll Erbsen und lasse sie in meine Hosentasche fallen! In die linke Hosentasche!“ Seine Zuhörer sahen sich verwirrt und ein bisschen enttäuscht an.
„Und dann, wenn mir am Tag etwas Freude bereitet, und ist es nur eine Kleinigkeit, nehme ich eine Erbse aus meiner linken Hosentasche und stecke sie in die rechte Tasche. Jeden Glücksmoment zähle ich also mit meinen Erbsen und wenn ich am Abend zu Bett gehe, schaue ich in meine rechte Hosentasche.
Am Anfang hatte ich nicht viele Erbsen in der rechten Hosentasche, doch mit der Zeit wurden es mehr. Die frische Luft am frühen Morgen, das Vogelgezwitscher in den Bäumen, das Kinderlachen, die Unterhaltung mit einem guten Freund: Immer nehme ich eine Erbse aus der linken Tasche und stecke sie in die rechte.
Auch wenn ich am Abend nur eine Erbse in meiner Hosentasche finde, war es ein gelungener Tag, denn ich war glücklich. Ich erinnere mich bei jeder Erbse an das schöne Ereignis am Tag und schlafe zufrieden ein.“
Ihr dürft Eure Augen nun wieder aufmachen.
Ich denke, wir kennen es alle, die Situationen, wir haben mal einen schlechten Tag, sind mit dem falschen Fuß aufgestanden und es ist einfach der Wurm drin. Da kann schon einiges mal schiefgehen und die Laune entsprechend auch im Keller sein. Vielleicht hat man Streit mit seinem Freund oder was einem wichtig war geht kaputt. Aber man kann auch zu spät zu einem Termin kommen und so eine wichtige Entscheidung nicht mitentscheiden oder so eine wichtige Info verpassen. Ja solche Momente kennt glaube Ich jeder. Im schlimmsten Fall verstirbt sogar jemand in unserem Umfeld, ein Mensch, der uns wichtig war. Solche Ereignisse sind immer einschneidend und nie einfach. Ich selber musste mich im November letzten Jahres von meiner schwerkranken Oma verabschieden, die Ihrem Krebsleiden erlegen war. Das war nicht einfach für mich und hab sogar mit Gott gehadert, an der Existenz Gottes zweifelt. Wir können uns aber gewiss sein, dass Gott auch in diesen Zeiten bei uns ist. Vielleicht gerade dann. Ich weiß, das hört sich so leicht daher gesagt an, aber Ich selber habe damit Erfahrung gemacht, mittlerweile schon leider mehrmals. Manchmal sehen wir Gott in diesen Zeiten nicht, meistens aber im Nachhinein.
Solche Ereignisse lassen uns aber auch erkennen, dass das Schöne im Leben unser Leben erst erfüllt macht und wir dadurch lernen die Erinnerungen und schöne Momente wertzuschätzen und sind diese noch so klein, so zaubern sie uns doch ein lächeln ins Gesicht.
Manchmal passiert es nämlich, dass wir vergessen das schöne zu erkennen. Wir schauen in die Zukunft, machen uns dort zu viele Sorgen und konzentrieren uns nicht auf den Gegenwärtigen Moment. Wir erkennen dann nicht einmal mehr das Glück, was doch eigentlich vor der Nase liegt. Bei mir ist es oft so, dass die meisten Dinge, über die Ich mir Sorgen gemacht hab gar nicht oder zumindest nicht so schlimm eingetreten sind. Trotzdem nehmen Sorgen viel meiner täglichen Gedanken ein und lassen einen im schlimmsten Fall nur das Negative sehen. Lasst euch nicht durch die Sorgen von Morgen das Glück von heute rauben! Dazu ermutige euch. Auch wenn es manchmal nicht leicht ist von seinen Gedanken abzulassen oder einfach gerade eine Entscheidung über Morgen gefallen werden muss. Denn wir sollten doch jeden Moment genießen!
Da bin ich übrigens einer Meinung mit Jesus, der sagt nämlich in der Bergpredigt: „Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“ (Mat. 6,34)
Ich war im August bis in den September hinein mit der Evangelischen Jugend in Bockholmwik bei einem Wunderschönen Ferienhaus am Strand. 11 Tage mit einer so Coolen und tollen Gruppe sind so schnell vergangen, wie wir es uns am Anfang nicht hätten vorstellen können. Angefangen mit der 9-Stündigen Fahrt an Bord von Captain Ludo bei der es dann auch Irrtümlicherweise kurz Richtung Berlin-City ging, waren die Tage voll mit Aktionen, bei denen wir viel erlebt haben. Manchmal ging es auch einfach um Lulu’s Kühe, dem Essverhalten von so manchem auf der Freizeit oder um Springbrunnen von Maya und Mir. Neue Freundschaften wurden geknüpft, Ältere vertieft, es wurde viel gelacht und gesungen. Aber natürlich sind auch viele Insider entstanden – die bleiben aber da wo sie sind. Und durch das schöne Wetter wurde auch viel Zeit am Strand verbracht, die natürlich aber, wie alles andere auch, viel zu schnell vorbeiging. Zeit ist kostbar und das Leben auch.
Carpe Diem, oder auch Nutze den Tag hieß es schon zur Zeit des Barocks. Nach dieser langen Corona-Zeit, die zwar noch nicht ganz vorbei ist, ist es denke Ich noch wichtiger den Blick für das Gute und die ganz persönlichen Glücksmomente zu öffnen.
Von diesen Glücksmomenten ist in der Bibel auch zu lesen: Glück ist weniger Zufall, sondern Gottes Plan.
Im Prediger (3,12-13) heißt es: “Ich habe erkannt, dass es nichts Besseres gibt, als sich zu freuen und Gutes zu tun in seinem Leben; und wenn ein Mensch isst und trinkt und Gutes genießt bei all seiner Mühe, so ist das auch eine Gabe Gottes.”
Also, lasst uns im Leben jeden Moment genießen, denn manchmal kommt es schneller anders als man dachte oder der Moment der Glückseligkeit ist bevor man es merkt schon wieder viel zu schnell vorbei. Und nehmt euch für euch selber auch mal Zeit.
Amen
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